Über mich

Malen, malen und nochmal: malen

Gernod Weis malt. Seit 1960 ganz konsequent, mit großer Hingabe und einer intensiven Lust am Experiment. Dabei schuf er ein opulentes, aber selten präsentiertes, reich facettiertes Werk. Nach seinem Studium der Architektur an der Universität Karlsruhe war, wie er selbst sagt, seine schwierigste Zeit, denn er hatte viele verschiedene Optionen, nicht zuletzt als Architekt. Für ihn stand aber noch vor dem Abitur fest, dass er ein Leben als freischaffender Künstler führen wollte ohne die Einschränkungen, die ein anderer Beruf zwangsweise mit sich bringt.

Aus einer Beschäftigung als Restaurator im Schloss Augustenburg entstand eine Reihe von Lampen und Kunstschmiedeobjekten, die Weis 1979 in einer Werkstattausstellung präsentierte. Aber nach ersten Ausstellungserfolgen in Karlsruhe und in der erweiterten Region sowie nach Ausflügen in die Aktionskunst, als diese in den End-60er/Anfang-70er Jahren ihre Blütezeit hatte, und nach Beteiligung an einer Wanderausstellung, die u.a. parallel zur documenta 1972 in Kassel zu sehen war, lebte Gernod Weis 20 Jahre lang vom Verkauf eigener Bilder und Werke. 1989 entwickelte er den 1972 entstandenen Prototyp seiner „Karlsruher Radierpresse“ zur Serienreife und zog sich 20 weitere Jahre zurück, um ungestört malen zu können. Seither entstanden rund 100 Ölgemälde sowie – vor allem in den Jahren seit 2000 – etwa 200 großformatige Aquarelle bei denen der Künstler mit Farbe und Material experimentierte. Die Farbe zum Leuchten zu bringen war dabei eine Herausforderung, der sich Weis auf immer neue Weise stellte. Parallel dazu schuf er Radierungen auf für die Druckgrafik ungewöhnliche Art und Weise und von einer künstlerischen Präsenz, die von einer sehr haptischen Auseinandersetzung mit dem Bildträger zeugt.

Die Karlsruher Radierpresse

Als zweites Standbein zur Malerei beschäftigt sich Gernod Weis bereits seit 1970 mit Grafik. Zu Anfang bediente er noch drei Jahre lang einen selbst inszenierten Grafikzirkel, der aus 80 Abonnenten bestand, mit einer Grafik monatlich. Auf diese Weise entstanden an der heimischen Radierpresse zwischen 1970 und 1973 insgesamt 36 unterschiedliche Grafiken, Radierungen, Holzschnitte und Linolschnitte, die er von einem Kupfertiefdrucker abziehen ließ.- Was macht der Künstler aber, wenn ihm sein Drucker abhandenkommt? Man könnte meinen, er sucht sich einen anderen Drucker, der ihm seine Druckgrafiken abzieht. Doch Gernod Weis ging einen anderen Weg: konstruktiv vorgebildet durch sein Architekturstudium bei Egon Eiermann und im Umgang mit dem Material Stahl erfahren, entwickelte er eine Radierpresse, wie sie seinen Vorstellungen entsprach: sie war gleichzeitig deutlich leichter und trotzdem größer und billiger als herkömmliche Pressen, weshalb sie sich als Verkaufsschlager erwies und Weis eine Einkommensquelle bot, die ihm wiederum das Aussteigen aus dem Kunstmarkt ermöglichte.

Ohne Pinsel malen

Das 20. Jahrhundert ist reich an Experimenten, die zu Arbeiten auf Leinwand oder Papier führten, ohne dass der Künstler den Pinsel hätte führen müssen. Da tropft, schüttet, wälzt es sich, da wird gespachtelt, gesprüht – oder auch: geschwenkt. Denn für die Aquarelle, die Gernod Weis im vergangenen Jahrzehnt „gemalt“ hat, und für die er stark pigmentierte Farben verwendet, bedient sich der Künstler nicht des Pinsels. Vielmehr entstehen die Kanten durch das Verschwenken des Papiers, die Farbe trocknet und dann erst kann ein weiterer Farbauftrag vorgenommen werden. Eine Korrektur ist fast nicht mehr möglich, eine Meditation über den Verlauf der Kante aber wohl…

Texte: Dr. Chris Gerbing, Karlsruhe.